Hast du dich auch schon gefragt, weshalb du dich so verhältst, wie du das tust? Es ist hilfreich sich bewusst zu sein, dass auch unser Verhalten eine Geschichte hat. Grösstenteils erwächst unser Verhalten aus den Rückmeldungen, die uns Menschen aus unserem Umkreis geben. So lächelt z.B. das Baby, weil es von der Mutter angelächelt wird. Ebenso ängstet sich ein Kind, weil es bedroht wird oder sich bedroht fühlt.
So sind es also zuerst unsere Eltern und später die Freunde, Lehrer, Ausbilder etc. die uns unbewusst ein uns prägendes „Feedback“ geben. In der Partnerschaft ist es dann der Partner, der diese Rolle übernimmt.

Lohn oder Strafe?
Die Rückmeldungen, die lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Lohn und Strafe.
Belohnung, das sind alle jene Rückmeldungen, die uns angenehm sind. Sie ermuntern uns, das wofür wir belohnt wurden auch weiterhin zu tun – und dies wenn möglich noch öfter oder intensiver. Belohnungen motivieren uns. Sie schaffen ein ermutigendes Klima, mein Leben zu leben.
Bestrafung dagegen sind alle die Rückmeldungen, die uns unangenehm sind. Es sind die Dinge, wofür wir bestraft wurden oder werden. Es sind die Dinge, die uns Angst machen, uns einengen oder sogar blockieren. Bestrafungen führen dazu, dass wir Dinge seltener oder gar nicht mehr tun; oder sie führen dazu, dass wir zumindest darauf achten, dass andere unser Verhalten nicht mehr mitbekommen.
Belohnungen und Bestrafungen sind es, die unser soziales Verhalten formen. Sie bestimmen die Art und Weise, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Dieses über Jahre hinweg gelernte Repertoire an Verhaltensweisen bringen wir in unsere Partnerschaft ein und der Prozess von „Belohnung und Bestrafung“ geht hier nun munter weiter und wird sogar noch verstärkt. Vielleicht erahnst du die Gefahr dieser Dynamik für Beziehungen. Wenn einem dieser Prozess nicht bewusst ist, dann fühlt man sich in solchen Situationen hilflos, ohnmächtig, ausgeliefert.
Wer die Dynamik durchschaut, der erkennt schnell das dahinterliegende Muster und ist nicht erstaunt, dass z.B. ein bestrafend wirkender Vorwurf mit hoher Wahrscheinlichkeit eine negative Reaktion bewirken wird. Auch ist er nicht verwundert darüber, dass z.B. auf ein belohnendes Verhalten eine positive Reaktion erfolgen wird. Wie gesagt: Wer die Dynamik kennt, der kann sie für sich und die Beziehung nutzen!

Ermutigen lohnt sich!
John Gottman (ein amerikanischer Verhaltenstherapeut) setzte sich intensiv mit Paarbeziehungen auseinander. Er kam zum Schluss, dass es für eine dauerhafte Ehezufriedenheit mindestens 5 mal so viel positiven Austausch wie negativen benötigt. Das heisst, dass im partnerschaftlichen Umgang Zuneigung und Respekt so deutlich überwiegen sollten, dass ein negativer Umgang, wie z.B. abwertende Kritik oder Abblocken, seine beziehungszerstörende Wirkung nicht entfalten kann. Dies ist wichtig, weil ein wechselseitig positiver Umgang – nicht nur in Worten sondern auch in Taten – letztlich die Liebe und die Achtung erhält.
Eigentlich sind kleine Aufmerksamkeiten, Humor, ein liebes Wort etc. wenig aufwendige, dafür aber umso wichtigere Möglichkeiten der gegenseitigen Belohnung. Leider geraten die Zeichen der Wertschätzung im Laufe der Zeit oder der Beziehung zunehmend in Vergessenheit. Was mir am Partner anfänglich gefällt, das kann schnell zur Gewohnheit werden und wird dadurch nicht mehr so leicht bemerkt – und schon gar nicht mehr ausgesprochen.
Wenn du die Vorzüge deines Partners, seine guten Eigenschaften auch in Zukunft nicht missen möchtest, dann solltest du sie wertschätzen. Das heisst: Du musst sie beachten und anerkennen!
Paare mit Schwierigkeiten in ihrer Beziehung habe einen scharfen, geübten Blick für ihre Probleme und es verwundert nicht, dass diese Probleme dann auch ihr Denken, ihre Kommunikation und ihr Verhalten bestimmen. Man sieht sich auf diesem „Leidensweg“ dann permanent bestätigt. Es ist nicht verwunderlich, dass es in dieser Beziehung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht besser wird. Man müsste sich dann ja eingestehen, dass man sich getäuscht hat.
Was wäre aber, wenn die Sicht auf die positiven Bereiche in der Beziehung nicht getrübt wäre? Man würde viel mehr über diese schönen Dinge sprechen. Man würde sie sehen, schätzen und wäre für sie dankbar. Ja, man wäre ermutigt es zu schaffen, dass auch die negativen Dinge in positive verwandelt werden könnten.
Also: Belohne deinen Partner – es lohnt sich!

Mögliche Schritte, die du konkret unternehmen könntest:
- Registriere die Verhaltensweisen deines Partners die dir gut tun.
- Notiere dir, was du schön oder nett an ihm findest – und sage es ihm.
- Wähle einen Zeitpunkt aus, an dem du deinem Partner besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung entgegenbringst.
- Frage deinen Partner, was er als schön empfindet / empfunden hat.
- Schenke deinem Partner Zeit, denn Beziehungen brauchen Zeit, wenn sie wachsen sollen.
- Mache dir bewusst, welche Dinge ihr zu zweit besonders geniessen könnt und gib diesen einen festen Platz.
- Rufe dir besondere Momente der bisherigen Beziehungsgeschichte in Erinnerung und würdige sie.
- Hilfreich kann auch das Bearbeiten des Reflexionsblattes sein „Was tut mir gut an dir oder von dir“.
Wie Paare miteinander umgehen, das offenbart die Qualität der Beziehung!
Welche Note würdest du deiner Beziehung geben?
Zeit für eine Standortbestimmung oder ein Gespräch?