Was machst du, wenn du dich ärgerst?
Ok, dein Ärger weist darauf hin, dass du da anscheinend ein Problem siehst.
Und jetzt? Wie reagierst du?
Lässt du durch aggressives Verhalten „Dampf ab“? Schluckst du deinen Ärger „einfach“ runter oder flüchtest du?
Leider fragen viele Menschen in solchen Situationen nicht nach der Reaktion, die längerfristig die Hilfreichste wäre. Und so bestimmen dann häufig Ärger, Frust, Enttäuschung, Schmerz darüber, wie es z.B. in oder mit einer Beziehung weitergehen soll.
Es ist offensichtlich, dass solche Reaktionen zwar verständlich, aber meistens nicht hilfreich sind.

Probleme lösen, das ist manchmal Schwerarbeit!
Beziehungsprobleme zu lösen, das ist manchmal eine grosse Herausforderung.
Gerade dieses aktuelle Problem zeigt ja wie schwer es ist, einen guten Umgang zu pflegen.
Solche Situationen zeigen uns aber auch, dass wir da noch etwas lernen können.
Wer sich zu dieser Sichtweise entschliesst, der wird mit einigen Herausforderungen konfrontiert, am Ende aber mit grosser Befriedigung belohnt!

Es beginnt bei dir!
Wenn du deinem Gegenüber mitteilen möchtest, worin für dich in einer Situation das Problem besteht, dann solltest du dir zuerst selber darüber klar werden was dich konkret stört und was dabei in dir vorgeht.
In einem ersten Schritt machst du dir also Gedanken dazu, welche Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche du in dieser konkreten Situation hattest.
Da musst du in dich hineinhorchen um wahrzunehmen, wie du dich in dieser konkreten Situation verhalten hast, was du dabei fühltest, welche Gedanken und Vorstellungen oder Bilder dir dabei durch den Kopf gegangen sind, welche körperlichen Empfindungen du erlebtest (Druck, Spannungen, Blockaden, Verkrampfung, Temperaturwechsel etc.).
Das kann eine grosse Herausforderung sein! Aber: Je besser du dich kennst, desto grösser ist die Chance, dich deinem Gegenüber so zu öffnen, dass es zu einem konstruktiven Gespräch kommt. Du wirst dann über dich und dein Erleben der Situation so sprechen, dass es der Partner weniger als Vorwurf oder Schuldzuweisung hören wird.

Konkrete Vorgehensweise: Wahrnehmung im Konflikt
Wissenschaftlichen Erhebungen zeigen, dass es sehr bedeutsam ist, wie Menschen mit Konflikten umgehen. Nicht die Existenz von Problemen ist entscheidend für den Verlauf einer Partnerschaft, sondern die Frage, wie sie mit diesen Konflikten umgehen.
Es ist gängig, den Partner (resp. sein Verhalten) als Grund für ein Problem zu sehen. Was dieser verändern sollte, das sieht man oft schneller und deutlicher als die eigenen Anteile. Das Gespräch orientiert sich dann häufig an der Vergangenheit, am Unrecht, am Verschulden und endet dann auch nicht selten in einer Sackgasse.
Gelingt es aber, Lösungsvorschläge zu formulieren, dann steht man auf einem konstruktiveren Fundament, auch wenn eine Einigung und auch die Umsetzung noch aussteht.

Bedienungsanleitung
Funktioniert im Alltag eine Sache oder ein Gerät nicht mehr, dann liegt es auf der Hand, die Bedienungsanleitung zu studieren. Was uns da ganz logisch scheint, das ist uns im Blick auf unsere Beziehungen leider häufig fremd.
Aber es gilt auch hier: Anleitungen helfen uns, mit einer Sache gut umzugehen. Voraussetzung dazu ist, dass man sich an die vorgegebenen Schritte und Hinweise hält. Dies gilt auch für Beziehungsprobleme.
Im Blick auf Beziehungen sind z.B. folgende Vorgehensweisen hilfreich:
- Schritt: Selbstreflexion z.B. mit dem Hilfsblatt „Wahrnehmung im Konflikt“ (Eigenarbeit)
- Schritt: Einigung über das Konfliktthema (Gespräch mit dem Partner)
Du erzählst deinem Partner genau, um welchen Konflikt es sich handelt, indem du ihm deine Gefühle, deine Gedanken, Wünsche und Bedürfnisse schilderst. Der Partner hört aufmerksam und offen zu, fragt nach und fasst zusammen.
Dann wechseln die Rollen. Dieses „Hiin und her“ findet so oft statt bis beide den Eindruck haben, genau zu verstehen was im Partner vorgeht und selbst genügend über das Problem gesagt zu haben.
Dann äussert jeder einen Wunsch, den der andere wiederholt.
Wenn das Konfliktthema klar ist, wird dieses aufgeschrieben.
- Schritt: Lösungsmöglichkeiten werden erarbeitet und aufgeschrieben (Eigenarbeit)
Jeder notiert sich Lösungsmöglichkeiten, die er für diese Situation sieht.
Hilfreiche Fragen dazu sind:
– Was könnte ich zu einer Lösung oder Erleichterung beitragen?
– Was könnte mein Partner zur Lösung oder Erleichterung beitragen?
– Was fällt mir sonst noch ein, was zur Lösung oder Erleichterung unseres Problems beitragen könnte?
Alle Vorschläge die dir in den Sinn kommen werden aufgeschrieben – auch solche, die im ersten Moment unrealistisch scheinen. Jeder soll mindestens 2 Vorschläge machen.
- Schritt: Gemeinsame Lösungsmöglichkeit finden (Gespräch mit dem Partner)
Die in Eigenarbeit notierten Lösungsmöglichkeiten werden nun dem Partner mitgeteilt. Dabei wird jeder Vorschlag im Blick auf seinen Vor- und Nachteil diskutiert und dann die beste Lösungsmöglichkeit oder Erleichterung für das Problem gemeinsam ausgewählt. Dies kann auch eine Mischung aus verschiedenen Vorschlägen sein.
- Schritt: Konkretion (Gespräch mit dem Partner)
Legt miteinander fest, wie diese beste Lösungsmöglichkeit in die Tat umgesetzt werden kann (wer, was, wann, wie…)
1. Schritt…
2. Schritt…
3. Schritt…
- Schritt: Überprüfung
Legt den Zeitpunkt der Überprüfung fest wo geklärt wird, ob die Vereinbarung eingehalten wurde oder nicht.
Wenn das Problem gelöst werden konnte, dann lobt einander dafür.
Wenn das Problem nicht gelöst werden konnte, dann geht auf die Suche nach der Täuschung und macht eine neue Vereinbarung.
PS: Nicht immer lassen sich Probleme “so einfach nach Schema“ selber lösen. Dann macht es Sinn, eine Fachperson beizuziehen.
Eine Beziehung ist zu wertvoll,
um sie wegen einem „Defekt einfach zu entsorgen“!
Zeit für eine Standortbestimmung oder ein Gespräch?