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Wenn Ehe, dann aber gut!

Im Blick auf die Ehe gibt es eine bemerkenswerte Erkenntnis:

Personen in einer zufriedenen Beziehung leben nachgewiesenermassen länger und physisch und psychisch gesünder als Alleinstehende.
Andererseits schaffen es viele Paare nicht, auf Dauer miteinander glücklich zu bleiben.

Als ich in letzter Zeit vermehrt auf dieses Spannungsfeld stiess, erinnerte ich mich an den Kurs den ich vor drei Jahren am «Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie» in München besucht hatte. Ich wurde motiviert, die damaligen Kursunterlagen nochmals durchzugehen. Einige Erkenntnisse daraus, die werde ich im Blog festhalten.   

Eheglück?

Kann man die Qualität einer Ehe oder die Zufriedenheit in einer Ehe überhaupt messen?
Renommierte Partnerschaftsfragebogen orientieren sich an folgenden 5 Aspekten, wenn sie die partnerschaftliche Zufriedenheit beschreiben möchten. Dabei geht es um die Frage, in welchem Mass diese erlebt werden:  

  • befriedigende Sexualität und Zärtlichkeit
  • gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz
  • Gemeinsamkeit und Übereinstimmung
  • gegenseitige Anregung und Unterstützung und
  • befriedigende Konfliktlösungen

(Das Thema «befriedigende Konfliktlösung» wird mit der Dauer der Beziehung und mit den Übergängen der verschiedenen Phasen immer wichtiger).

Was, wenn «es» nicht klappt?

Gelingt die Beziehung nicht wie gewünscht, dann hat das negative Konsequenzen für alle in der Beziehung betroffenen Personen. Diese können weit über das «normale Leiden an der Beziehung» hinausgehen und sich in psychischen und somatischen Erkrankungen der Partner, sowie auf die Entwicklung der Kinder auswirken.

Nachfolgend nenne ich beispielhaft einige (erschreckende) Auswirkungen eines schlechten Paar- oder Familienklimas:

  • Frauen und Männer zeigen ein höheres Risiko für psychiatrische Störungen
  • Geschiedene Personen sind überproportional häufig in stationären und ambulanten psychiatrischen Populationen vertreten
  • Geringere Beziehungsqualität geht für Frauen mit erhöhten Depressionswerten einher
  • Partnerschaftsprobleme konnten als häufige Ursache des Problemtrinkens identifiziert werden.
  • Beziehungsstörungen erhöhen das Risiko für Angststörungen.
  • Mangelhafte Kommunikation bzw. die Schwierigkeit, befriedigende und konstruktive Lösungen für familiäre Konflikte zu finden, fördert zahlreiche andere Probleme (Unzufriedenheit mit der Partnerschaft, Trennung, Scheidung, negative Kindesentwicklung, Gewaltanwendung gegenüber Partner und Kind).

Kommunikationsmuster zufriedener und unzufriedener Paare

Eine Metaanalyse von 115 Langzeitstudien zum Thema Partnerschaftsforschung belegt, dass Qualität als auch Stabilität von Partnerschaften am stärksten durch das Kommunikations- und Interaktionsverhalten der Partner beeinflusst werden.

So verhalten sich Partner in Beziehungen mit hoher Ehequalität bei Problemgesprächen in ihrer Ehe wesentlich positiver, sprechen häufiger über ihre eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse und vermitteln dem Partner immer wieder, dass sie ihn und seine Äusserungen akzeptieren.

Personen in Beziehungen mit niedriger Ehequalität drücken sich verbal und nonverbal wesentlich negativer aus, kritisieren ihre Partner häufiger, werten ab, stimmen den Äusserungen des anderen seltener zu und rechtfertigen sich öfter als die Paare, die in ihrer Beziehung glücklich sind.

Deutlich unterscheiden sich zufriedene und unzufriedene Paare auch in schwierigeren Gesprächssituationen (Partner kritisieren sich gegenseitig, beschuldigen, machen Vorwürfe oder stimmen Vorschlägen des Anderen nicht zu).

Paaren mit hoher Beziehungsqualität gelingt es, solche Eskalationen nach kurzer Zeit abzubrechen. Paare mit niedriger Ehequalität zeichnen sich in besonderer Weise dadurch aus, dass sie unfähig sind sich aus einem negativen Zirkel zu lösen. Ist die Atmosphäre einmal negativ, so bleibt sie es mit grosser Wahrscheinlichkeit auch über einen langen Zeitraum.

Wachsende Anforderungen an die partnerschaftliche Interaktion

Wir leben in einer Welt, die sich immer schneller verändert und komplexer wird. Da erfordern unsere Beziehungen immer mehr Flexibilität und Kompromissbereitschaft. Die Anforderungen an unsere Kommunikationskompetenzen in Partnerschaft und Familie werden immer grösser. Dabei finden die Vorbereitungen auf diese neuen Anforderungen, etwa durch Erlernen wichtiger partnerschaftlicher Verhaltensweisen durch Erziehung und Sozialisation, immer seltener statt, weil die nötigen Verhaltenskompetenzen bereits bei der Elterngeneration kaum mehr präsent sind.

Diese Entwicklung macht bewusst, dass Beziehungen keine «Selbstläufer» sind. Auch Beziehungen brauchen Pflege – und manchmal auch noch etwas mehr.

Eine Standortbestimmung kann da hilfreich sein. Eine Beurteilung der Beziehung auf Grund der 5 am Anfang dieses Blogs erwähnten Aspekte kann wertvoll sein. «Baustellen» werden klarer und man kann Schritte zu deren Bearbeitung unternehmen, weil dieses klar sein sollte: Wenn Ehe, dann aber gut!

 

 

Zeit für eine Standortbestimmung oder ein Gespräch?