Wenn eine Beziehung unglücklich erlebt wird oder gar scheitert, dann kann dies ganz unterschiedliche Gründe haben. Faktoren könnten sein: Arbeitslosigkeit, finanzielle Schwierigkeiten, zu kleine Wohnung, der persönliche Hintergrund, die eigene Familiengeschichte, negative Erfahrungen oder Prägung, gesundheitliche Probleme, attraktivere Personen im Umfeld etc.
Interessant ist das Ergebnis von Untersuchungen, die folgende Erkenntnis ans Licht brachte:
Für den Verlauf einer Ehe sind nicht nur die äusseren Probleme entscheidend,
sondern viel mehr die Art und Weise wie die Ehepartner mit diesem Konfliktpotential umgeht. Der Umgang ist der „Knackpunkt“, der für die Ehezufriedenheit entscheidend ist.
Auf den Punkt gebracht stellt sich die Frage, ob gegenseitige Liebe und Respekt auch in Konflikten (noch) da ist oder nicht.

Glücklich oder unglücklich?
Wissenschaftliche Studien über Ehezufriedenheit zeigen deutliche Unterschiede zwischen glücklichen und unglücklichen Paaren. Dies kommt z.B. in der Art und Weise zum Ausdruck, wie sie miteinander sprechen.
Paare, die auf lange Sicht zufrieden bleiben, sprechen häufiger über ihre eigenen Gefühle, Bedürfnisse etc. Sie sind ihrem Partner freundlich zugewandt, akzeptieren die Meinungen des anderen, auch wenn sie nicht immer damit einverstanden sind.
Paare, die mit der Zeit immer unzufriedener werden zeichnen sich z.B. dadurch aus, dass sie ihre Partner häufiger kritisieren, seltener zustimmen und abwerten.
Ein trauriger Unterschied zeigt sich auch beim Streit. Da ergibt sich eine “negative Eskalation“.
Das heisst, dass beide Partner versuchen den anderen zum Nachgeben zu zwingen. Dazu setzen sie “bestrafende” Methoden ein wie Anschreien, Beleidigen und Vorwürfe machen.
Zufriedene Paare können solche Eskalationen nach relativ kurzer Zeit abbrechen und sich gegenseitig verzeihen.
Unzufriedene Paare dagegen kommen nicht mehr aus diesem Teufelskreis der gegenseitigen Verletzungen heraus. Nicht selten münden diese Eskalationen dann in Gewaltanwendung. Die Partner gewöhnen sich an diese negative Art der Auseinandersetzung, wodurch es immer häufiger zu Streit kommt.
Unzufriedene Paare neigen auch dazu, Auseinandersetzungen mit Problemen oder Konflikten zu vermeiden, auszuweichen oder abzublocken. So werden Probleme nicht angesprochen und folglich auch nicht gelöst. Die Spannungen in der Partnerschaft wächst dadurch ständig.

Auf dem Weg zum Untergang
Der Paarforscher – John Gottman – bezeichnet die destruktiven Verhaltensmuster als „apokalyptische Reiter“ – also als Vorboten des Untergangs einer Paarbeziehung. Er nennt vier dieser Schreckgespenster:
- persönlich abwertende Kritik (“Warum musst du nur immer so schlampig sein? “)
- Verachtung (“Von einem Versager, wie Dir kann man ja nichts anderes erwarten”)
- Abwehr (“Du bist der Täter, ich bin das Opfer und deshalb muss ich zum Gegenangriff blasen”)
- Abblocken (Nichtreagieren bis hin zur Gleichgültigkeit und Kälte).
Vielleicht magst du dir einen Moment Zeit nehmen, um über deine Beziehung nachzudenken.
In welchem Mass zeigen sich diese vier Faktoren?Versuche, dies mit einer Bewertung zwischen 6 und 1 festzuhalten. Dies könnte dir helfen, mögliche „Alarmglocken läuten zu hören“.
(6 = sehr stark; 5 = stark; 4 = so la la; 3 = schwach; 2 = sehr schwach; 1 = gar nicht)
Zufriedene Paare zeigen kein solch destruktives Verhalten.
Sie schaffen es durch ihren respektvolleren gegenseitigen Austausch auch eher, Schwächen des Partners zu akzeptieren.
Interessant ist die Überlegung, was wohl werden würde, wenn die vier Schreckensgespenster zu vier „Schutzengeln“ würden. Ein Versuch wäre es wert darüber nachzudenken, so dass:
- persönlich abwertende Kritik dann zu einem aufwertenden Tipp („Das xy steht dir sehr gut“) würde
- Verachtung zu Verständnis („Das kann jedem mal passieren“)
- Abwehr würde zu einem neuen Bekenntnis („Gemeinsam schaffen wir das“)
- Abblocken würde zur Entscheidung „Ich nehme dich ernst, weil du mir wichtig bist“
Eine entscheidende Ursache für das Scheitern einer Beziehung liegt häufig in einer mangelhaften Kommunikations- und Problemlöse-Fertigkeit. So lohnt es sich also, über die Art und Weise der Kommunikation nachzudenken, weil sie das Beziehungsklima bestimmt und auch stark darüber entscheidet, ob Konflikte dann gut gelöst werden können oder nicht.

Kommunikation ist ein vielfältiges Thema.
Leider wissen viele Partner nicht, was sie in einem Gespräch ihrem Gegenüber sagen könnten. Um tiefergehende Themen zu besprechen, fehlt die gemeinsame Basis. Man hat sich die Zeit für die Kommunikation nicht genommen und sich so im Laufe der Zeit auseinandergelebt. Nun schweigen die Partner still vor sich hin. Man spricht gerade noch über jene Dinge, die einem der Alltag gerade „aufdrückt“. Das ergibt aber keine Nähe und auch keine tragfähige Beziehung!
Nachfolgend ein paar Gesprächs-Ideen die dazu helfen könnten diese Nähe wiederherzustellen. Dabei wird aber schnell klar: Wer diese umsetzen möchte, der braucht Zeit. Sich selber wahrzunehmen – und dann auch seinen Partner, das geschieht nicht automatisch. Auch Wahrnehmung muss und kann gelernt werden. Das braucht Zeit, Wille und auch eine bewusste Entscheidung. Ja, man muss sich für die Pflege der Beziehung tatsächlich Zeit aussparen. Wer dies nicht tut, der sollte sich über die zunehmende Distanz und Entfremdung nicht wundern.
Hier also ein paar Tipps, wenn du kommunikativ „in die Tiefe“ gehen möchtest. Sprich z.B. über:
Beobachtbares Verhalten
Du beschreibst deinem Partner, was du genau an ihm in dieser besonderen Situation beobachten konntest.
Gefühle / Emotionen
Du teilst deinem Partner mit, wie du dich dabei fühltest.
Körperliche Empfindungen
Du erzählst deinem Partner, welche körperliche Wirkung du bei diesem Gespräch gerade erlebt hast.
Bilder
Du malst deinem Partner aus, welche Bilder dir beim Gespräch durch den Kopf gegangen sind.
Gedanken
Du berichtest deinem Partner, welche Gedanken dir durch den Kopf gingen.
Bewertungen
Du schilderst deinem Partner, wie du die Situation (Gespräch, Stimmung, Reaktion o.ä.) gerade einschätzt.
Wie Paare miteinander umgehen, das offenbart die Qualität der Beziehung!
Welche Note würdest du deiner Beziehung geben?
Zeit für eine Standortbestimmung oder ein Gespräch?